Die effektivste Möglichkeit den Lackzustand eines Fahrzeuges aufzubessern ist die Verwendung einer Poliermaschine. Mit dem passenden Gerät und Zubehör lassen sich nicht nur die weit verbreiteten Waschstraßenkratzer, sondern auch richtig tiefe Kratzer in wenigen Minuten behandeln. Die Maschine erspart einem nicht nur den elendig anstrengende Handpolierprozedur sondern holt aus dem Lack die letzten Quantums des klareren und scharfen und Tiefenglanzes.
Während die Endverbraucher sich weiterhin mehrheitlich mit dem Exzenterpolierer begnügen, verwenden die Aufbereitungsprofis und die Lackierer eher die Rotationspolierer. Leider haben Rotationspoliermaschinen in der Endverbraucher-Wahrnehmung eher einen schlechten Ruf. Die Hauptgründe sind das kompliziertere Handling und die große Gefahr des Lackschadens. In diesem Beitrag wollen wie Euch zeigen, dass diese Sorgen nicht immer berechtigt sind und man die Tatsachen immer differenziert betrachten sollte (wie übrigens bei allen Themenbereichen).
Mein Lack sieht noch richtig gut aus, brauche ich wirklich eine Poliermaschine?
Es kommt darauf an, ob der Lack überhaupt poliert werden soll. Ich vertrete die Meinung, dass der Lack vor dem erstmaligen Auftrag einer Wachses, Versiegelung oder gar Coating IMMER poliert seien muss. Spätestens beim Coating ist maschinelle Lackaufbereitung vor der Auftrag zur goldenen Regel geworden.
Jemand, der versucht hat ein ganzes Fahrzeug mit Hand zu polieren und danach eine Poliermaschine kauft, dem wird ein Licht aufgehen. Ich habe dafür Verständnis, dass die Kosten die größte Rolle spielen. Daher MUSS es KEIN Markengerät sein, aber die 100-150€ für eine Poliermaschine werden sich bei einer fortlaufenden Lackpflege immer auszahlen. Die Einsatzmöglchkeiten sind vielfälltig und die Effektivität (Qualität der Anwendung) und Effizienz (Verhältnis von Zeiteinsatz zum Ergebnis) sind nie und nimmer mit der Poliertätigkeit per Hand zu erreichen.
Ich habe noch keine Poliermaschine, trage damit nicht zuviel Lack ab?
Streng genommen kommt es auf die Wahl der Poliermaschine, der Polituren und Polierpads, sowie der Dauer der Behandlung an.
Im Fall einer Exzenterpoliermaschine können wir sofort Entwarnung geben. Einer der Hauptgründe, warum die Exzenterpoliermaschinen als Einsteigergeräte empfohlen werden ist die geringe Abtragleistung im Vergleich zu Rotationspolierern. Um hier einen Lackschaden oder gar das Durchpolieren zu produzieren bedarf schwerster Anwendungsfehler. Solange Ihr nicht direkt auf der Exzenterpoliermaschine „reitet“ und das Gerät dabei mit der höchsten Stufe quält, wird dem Lack nichts Böses passieren.
Beim Rotationspolierer sieht die Sache anders aus. Hier hängt viel von der Wahl der Geschwindigkeit, des Poliermittel und der verwendeten Polierschwämme ab. Die Rotationspolierer besitzen im direkten Vergleich mit Exzentergeräten eine um mindestens Faktor 3 höhere Abtragleistung. Mit der steigenden Stufe (1-6) erhöht sich der Abtragunterschied nicht mehr linear sondern exponentiell.
Ein Endverbraucher sollte beim Einsatz einer Rotationspoliermaschine im Idealfall mit einem Lackschichtenmesser arbeiten, um sich abzusichern.
Dies ist besonders dann interessant, wenn regelmäßig neue Kratzer herauspoliert werden müssen. Die Best Practice wäre den Ausgangswert zu ermitteln, danach die betroffene Stelle / Areal mit relativ niedrigen Drehzahlen ein Paar Mal im Kreuzstrichmuster abgefahren und anschließend nachzumessen. Aus der ermittelten Differenz ergeben sich dann die Erfahrungswerte im Bezug auf Polierdauer und Lackabtrag-Geschwindigkeit.
Welche Poliermaschine ist besser: Exzenter oder Rotation?
Die Exzenterpoliermaschinen haben einen Ruf, einsteigerfreundlich zu sein. Das ist korrekt und wir würden jedem Kaufinteressenten zunächst raten, die ersten maschinellen Poliererfahrungen mit einer Exzentermaschine zu sammeln. Die Begründung ist immer dieselbe: mit einer Exzenterpoliermaschine kann der Lackschaden nur durch explizit böswilligen Absichten entstehen. Die Exzenterpolierer sind einfach in der Anwendung, sicher im Handling und sehr gut im Finish (keine Hologramme).
Dennoch gibt es einen Grund warum die Rotationspolierer nicht ausgestorben sind. Die Rotationsmaschinen sind Meister des Lackabtrags. Dies ist an vielen Stellen im Aufbereitungsbereich wichtig. Möchte man tiefe Kratzer schnell und effektiv herausbekommen oder Glasoberflächen etwas intensiver behandeln, dann kommt man an einem Rotationspolierer nicht vorbei.
Der Besitz einer Exzentermaschine + Rotationspolierer stellt nach meiner persönlichen Erfahrung auch für einen privaten Gelegenheitspolierer ein sehr nützliches Kombo dar.
Eine genauere Gegenüberstellung von beiden Poliermaschinentypen findet ihr in diesem Blogbeitrag: Grundwissen über Poliermaschinen – Exzenterpoliermaschine & Rotationspolierer
Ich besitze eine Exzenterpoliermaschine und bin mit der Polierleistung nicht zufrieden. Was läuft schief?
Wir begegnen an dieser Stelle vermutlich dem gleichen Problem wie bei der Frage Nr2. Jemand, der noch keine Exzenter-Poliermaschine besitzt macht sich Sorgen über zuviel Lackabtrag. Auf der anderen Seite wundern sich manche Exzentermaschinenbesitzer, warum die Kratzer und tiefe Swirls nicht sofort rausgehen.
Doch zunächst sollte in Ruhe geklärt werden, warum die Abtragleistung nicht zufriedenstellend ist. hier da schauen wir tatsächlich immer erst Richtung der Polituren und der verwendeten Polierpads. Die harten Polierpads sind grundsätzlich unbeliebt, viele Anwender entscheiden sich für Light Cutting (mittelfest) oder Polishing-Varianten (mittelweich). Dazu wird oftmals milde Finishing-Polituren wie Menzerna SF3500 oder Koch Chemie M2.01. Wenn wir es nun mit tieferen Lackdefekten und sogar noch festen Lacksorten zu tun haben, dann haben wir die Ursache mit hoher Wahrscheinlichkeit gefunden.
Gerade bei Exzenterpoliermaschine können die Polierpads und Polituren nicht scharf genug sein. Selbstverständlich muss immer darauf geachtet werden, dass echte Heavy-Cut-Compounds wie bspw. Menzerna HCC1000 und Coarse-Pads eine relativ raue Lackoberfläche hinterlassen und somit eine 3-Schritte Lackaufbereitung erforderlich machen. Aber man kann eben nicht immer nur Vorteile mitnehmen und Nachteile zurücklassen.
Eine besonderes Augenmerk verlangen die „intelligenten“ Polituren mit zerfallenen Polierpartikeln (Menzerna HCC400, Scholl S3+ GOLD, etc). Diese Produkte fangen mit dem relativ hohen Cut an. Mit den ersten Austrocknungserscheinungen zerfallen die Polierpartikel immer weiter und produzieren auf diese Weise einen guten Glanzfinish.
Dies ist zwar sehr anfängerfreundlich, weil praktisch in einem 3 in 1 Poliermodus arbeiten (Cut-Polishing-Finish). Aber bei Exzenterpolierern ergeben sich hier spürbaren Leistungsnachteile. Die Exzenterpolier verursachen leider einen viel zu schnellen Zerfall der Polierkörner und die Abtragleistung sinkt nach eine Kurzen Zeit rapide ab.
Stimmt es, dass man mit der Rotationsmaschnine kein hologrammfreies Finish hinbekommt?
Dieser Mythos ist vermutlich aus dem Versagen der selbsternannten Profiaufbereitern entstanden und es stimmt definitiv NICHT! Leider sieht man sehr häufig die frisch aufbereiteten Fahrzeuge, welche auf den ersten Blick super glänzen, bei einem genauen Blick unter der Kontrolllichtlampe letztendlich mit Hologrammen übersäht sind. Die Gründe dafür sind banal: Zeit- und Kostendrang, kontaminierte Ausrüstung und/oder die fehlende Professionalität und die daraus resultierende falsche Wahl der Pads bzw. Polituren im finalen Schritt.
Zugegeben, ein makelloses Finish mit einer Rotationsmaschine hinzubekommen erfordert etwas mehr Aufwand als mit einer xbeliebigen Exzenterpoliermaschine, aber es ist ohne Einschränkungen möglich. Die wichtigsten Voraussetzungen dafür sind ein nicht kontaminiertes Zubehör, richtige Maschinenbedienung und die richtige Kombination von Polierpad + Politur in jedem Polierschritt.
In diesem Beitrag zeigen wir euch die Durchführung einer intensiven 3-Schritte Lackaufbereitung unter Einsatz einer Rotationspoliermaschine: 3 Schritte Polierverfahren mit Rotationspolierer (comming soon)
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Habe einiges mitnehmen können.
Habe mir vor 1 Woche eine Poliermaschine gekauft und habe noch nicht genau gewusst auf was ich achten soll bei dem polieren. Guter Bericht zu diesem Thema.
Ich bin selber Anfänger und habe früher mit einer Handpolierhilfe poliert. Per Hand musste ich in Abständen mein Fahrzeug 4 mal polieren bis ich ein tollen Glanz hatte.
Habe mir dann einen Exzenter gekauft (Krauss Shinemaster) über den ich hier gestolpert bin https://www.autopolitur-vergleich.de/poliermaschinen/ Seit dem ich die Maschine habe, will ich nie wieder von Hand polieren! Es geht viel schneller und bereits nach einem Durchgang sieht man ein tollen Glanz. Ich habe ebenfalls lieber zu einem Exzenter gegriffen da er für Anfänger besser sein soll, wie du ja auch schreibst. Vor einer Rota-Maschine habe ich zu viel Respekt.
Gruß
Mark