Die Poliermaschinen waren noch vor ein Paar Jahren für die meisten Autopflegeeinsteiger alleine schon aufgrund der relativ hohen Anschaffungskosten kein besonders beliebtes Thema. Die Unsicherheiten im Bezug auf die Auswahl der richtigen Maschine, das Handling und notwendiges Zubehör taten ihr Übriges.
Das stark gewachsene Markt-Angebot, die fallenden Preise und die unzähligen Produktvorstellungen bei Youtube haben die Poliermaschinen salonfähig gemacht. Dabei werden nicht nur die günstigen „Made in China“-Modelle, sondern auch die wesentlich teureren Markengeräte gekauft. Und dennoch bleiben bei den Interessenten sehr viele Fragen offen und es gibt immer noch sehr viele Menschen welche die Unterschiede zwischen der Exzenterpoliermaschine und der Rotationspoliermaschine nicht kennen. Mit diesem Blogbeitrag wollen wir genau diese Themen aufgreifen und die grundsätzlichen Informationen liefern.
Poliermaschine ist nicht gleich eine Poliermaschine
Die Poliermaschinen oder Poliergeräte existieren in vielen erdenklichen Formen und Größen, sie unterscheiden sich auch bei dem Antriebsart. So existieren neben den universellen elektrisch angetriebenen Geräten beispielsweise auch druckluftbetriebene Polierer, welche überwiegend im professionellem Umfeld eingesetzt werden. Im privaten und kleingewerblichen Autopflege-Bereich sind überwiegen elektrisch-betriebene Poliermaschinen anzutreffen.
Häufig wird gefragt, wie die extremen Preisunterschiede zwischen den Markengeräten und den China-Geräten zustande kommen. Nun die Gründe sind wie auch in anderen Bereichen: Marken-Kostenmalus, Qualität und die Herstellungskosten durch Produktionsstätten in Deutschland oder Westeuropa. Die Markenhersteller sind in der Regel die Innovationstreiber. Hier werden neue Techniken und Materialen entwickelt sowie aufwändige und kostenintensive Geräusch- und Kühlungskonzepte ausprobiert. Die chinesischen Hersteller adoptieren diese Entwicklungen, besonders schnell durch die Kostensparmaßnahmen der Markenhersteller wie Produktionsverlagerungen etc.
Die China-Fabrikate, vor allem die sehr günstigen, sind bis auf wenige Ausnahmen technisch relativ veraltete Geräte mit unbekanntem Innenleben. Der Einsatz im Endkundenbereich für bis zu 10 Fahrzeug-Aufbereitungen im Jahr ist meist ohne jegliche Einschränkungen möglich und Preis/Leistungstechnisch empfehlenswert. Bei der gewerbliche Nutzung ergeben sich sehr schnell Nachteile wie hohe Betriebslautstärken, ergonomische Defizite und technische Ausfälle infolge der intensiven Nutzung.
Im Hinblick auf die Funktionsweise bzw. Poliertechnik werden die Poliermaschinen in die Rotations- und Exzenterpolierer getrennt. Und diese Unterscheidung ist wahrscheinlich der wichtigste Faktor bei der Kaufentscheidung überhaupt. In den nächsten beiden Abschnitten werden wir entsprechend näher auf diese Konzepte eingehen.
Rotationspoliermaschine
Die Rotationsmaschinen polieren mit Hilfe einer Rotationsbewegung. Die Rotationspolierer auf dem europäischen Mark besitzen eine M14-Aufnahme (M16 in USA), die passenden Stützteller unterscheiden sich somit deutlich von den der Exzenterpolierer. Die Aufnahme der Rotationspoliermaschine sieht weitgehend unspektakulär aus.
Die hierzu passenden Stützteller sind hauptsächlich in den Größen 150, 125, 75 aber auch darunter mit 50mm und 30mm erhältlich. Je dicker der Stütztelleraufbau, umso höher ist der Preis. Im Gegenzug ergeben sich durch dickere Stützteller einige Vorteile beim Handling der Maschine im Einsatz.
Die massive M14-Verschraubung erlaubt die Rotationsmaschine die Verwendung der sog. Extend-Bars. Das sind metallische Übergangsstücke, welche zwischen der Maschine und dem Stützteller geschraubt werden, um den Polierschwamm auf eine größere Entfernung von dem klobigen Getriebegehäuse des Rotationspolierers zu bringen.
Exzenterpoliermaschine
Die Exzenterpoliermaschinen unterscheiden sich in Gehäuseabmessungen häufig nicht von den Rotationspolierern, aber ein wulstiger Getriebekopfuntersatz fällt sofort ins Auge.
In diesem Unterbau sitzt der Exzenteraufsatz, der letztendlich einfach nur auf dem Rotationsstift der Poliermaschine aufbaut. Der Exzenteraufsatz besteht aus einer frei rotierbaren M8 (5/16) Aufnahme und einem Gegengewicht und hat die Aufgabe, die Stütztelleraufnahme in einem Orbit, also einer kreisenden Bewegung um den Mittelpunkt des Getriebestiftes zu bewegen.
Der Durchmesser des Orbits ist also der Exzenter-Hub der Poliermaschine. Die gebräuchlichesten Hub-Größen sind 10, 12, 15 und 21mm
Da diese Bewegung eine Unwucht erzeugt, wird ein Gegengengewicht-Körper benötigt. Die Gegengewichte sind aus wirtschaftlichen Gründen abnehmbar. So lassen sich die Exzenteraufsätze mit einem gewünschten Hub universell herstellen und dann an die Beschaffenheit des Stütztellers bzw der Maschine über die Gegengewichtmodulation anpassen.
Wie man auf den Bildern unschwer erkennen kann, können die Stützteller von Exzenterpolierern nicht auf Rotationsmaschinen montiert werden, umgekehrt selbstverständlich auch nicht. Auch gibt es fast keine „gepolsterten“ Stützteller für die Exzentermaschinen. Denn dies würde zu einer Erhöhung des Tellergewichts und Entstehung von Ungleichgewicht und somit zur erhöhten Vibrationen im Betrieb führen.
Je stärker die Unwicht im Exzenteraufsatz, um so höhere Belastung wird an dem Getriebekopflager ausgeübt. Im längeren, hochstufigem Betrieb kann es also zu einer starken Abnutzung und ggf. einem mittelfristigem Lagerschaden kommen. Beim Wechsel des Stütztellers und noch wichtiger Austausch der Stütztellergröße sollte daher unbedingt auf die Kompatibilität der Komponenten geachtet werden.
Rotation vs. Exzenter
Aus den vorgestellten Konstruktionen ergeben sich unterschiedliche Polierschwammwirkungen auf die Lackoberfläche. Die Rotationspolierer drehen um Kreis und entwickeln bereits nach der Anlaufphase eine hohe Geschwindigkeit. Diese Geschwindigkeit sorgt dafür, dass die Polierkörner ihre maximale Schleifwirkung entfalten. Das ist der Hauptgrund warum die Polierleistung der Rotationsmaschinen um einige Faktoren höher ist als die der Exzenterpoliermaschinen.
Bei Exzenterpoliermaschinen ohne Zwangsrotation ist der Stützteller zunächst nicht fixiert (frei rotierbar) und entwickelt seine richtungsgebundene Rotation aus dem Drehmoment und Fliehkräften seiner Orbitalbewegung. Hier wird im Marketingbereich gerne von der sog. Dual Action (DA) gesprochen. Der Stützteller vollzieht also eine Orbitalbewegung UND eine Rotationsbewegung.
Je höher die Geschwindigkeitsstufe der Poliermaschine desto schneller dreht der Stützteller, diese Rotation wird kann bei der ersten Verkantung der Maschine oder zu großem Auflagedruck sehr einfach wieder zum Erliegen gebracht werden.
Die Polierkörner bewegen sich im Dual Action Betrieb nicht mehr im Kreis, sondern in kleinen eliptischen Wechselbahnen. Diese Darstellung ist mit Hilfe eines Stützteller-Abbildung schwierig zu visualisieren, daher bedient man sich einer Abbildung, die jedem Autopflege-Kenner bekannt sein dürfte.
Die Rotation der Exzenterpoliermaschine ist im Vergleich zu der von Rotationspoliermaschine vernachlässigbar. Daher bewegen sich die Polierkörner nicht wirklich in langen Bahnen sondern werden in einem Bereich der natürlichen Hubgrenzen in wechselnden Bahnen hin und her gerieben. Die Polierleistung ist zwar schwach aber dafür können bei Exzenterpoliermaschinen selbst bei relativ harten Polierschwämmen und groben Schleifpasten fast keine Hologramme entstehen, welche bei Rotationspoliermaschinen fest zum Programm gehören. Auch die Temperaturentwicklung aufgrund der viel schwächeren Reibung entsprechend im niedrigen Bereich.
Zusammengefasst können wir also eine folgenden Vergleich aufstellen.
Je höher die Schleifwirkung um so höher die Reibung also auch die Temperaturen. Aus diesem Grund ist gerade bei den Anfängern eine regelmässige Temperaturkontrolle der behandelten Oberfläche absolute Pflicht. Wo die metallischen Bleche die Wärme noch relativ gut verteilen, ist auf lackierten Plastiken und Glas höchste Vorsicht geboten.
Die Exzentermaschinen mit Zwangsrotation versuchen eine Brücke zwischen den Rotationsmaschinen und Exzenterpoliern zu schlagen und die Vorteile beider Systeme zu übernehmen. Die Eigenschaften wie Polierleistung, Temperaturentwicklung und Handling bewegen sich somit je nach Gerät irgendwo zwischen den beiden Ansätzen. Der Vorteil der hologramm-freien Anwendung wird aber ohne Abstriche beibehalten. Nähere Informationen zu Zwangsrotation bekommt ihr in unserem Autopflege-Glossar.
Dies was ein Beitrag zum Grundwissen über die Poliermaschinen. Wir haben uns den Aufbau und die Funktionsweise der Rotationspolierer und Exzenterpoliermaschinen angeschaut, sowie die Vorteile und Nachteile der Maschinen gegenübergestellt.
Ich hoffe, dieser Beitrag hat Euch gefallen. Ich freue mich auf Lob, Kritik sowie Ergänzungs- bzw Verbesserungvorschläge. Dazu steht euch unsere Kommentarfunktion zur Verfügung.
Hallo und vielen Dank, dass Ihr diese Seite betreibt und ich mich informieren und über das Thema etwas lernen kann 👍🙋♂️😊
Endlich mal eine Gegenüberstellung die Mann versteht.
Gute Darstellung, faktenreich und erkennbar erfahrungsgestützt. Noch ein Hinweis: Entscheidend für die erfolgreiche Polierarbeit am Autolack ist die Verwendung geeigneter, stets angefeuchteter Polierschwämme, was der Autor auch kurz erwähnte. Mit weichen Polierschwämmen (Farbcode: schwarz) kann, bei Verwendung von etwa 1.500er Polituren, die Abtragsleistung auch bei Rotationspolierern deutlich reduziert werden – was gerade für Anfänger hilfreich ist. Soll der Lackabtrag erhöht werden, reicht schon der Wechsel auf mittelharte Polierschwämme (Farbcode: gelb, orange) bei gleicher (!) Politur. Extremen Lackabtrag erreicht man schließlich mit Lackreiniger (z. B. ROTWEIß Rubin, was 500er Schleifpapier entspricht ) und harten Polierschwämmen. Ich komme mit dem BOSCH Rotationspolierer GPO 14 CE (blaue Serie) gut zurecht. Vielleicht ist die Frage Rotation vs. Exzenter gar nicht so entscheidend. Wichtig ist, die Komplexität in der Bearbeitung der heute hochsensiblen Autolacke vollständig zu durchdringen. Dazu hilft dieser Blog ganz gut.
Vielen Dank für die ergänzenden Informationen. Es gibt leider keine Normen / Standards für die Farbe < -> Härte Zuordnung, daher würden wir von der Empfehlung der Schwämme durch den Farbcode abraten.
Hallo Chefkoch,
mir hat der Beitrag sehr gut gefallen! Ich finde ihn wirklich gut gelungen, er ist verständnisvoll und erklärend. Die Funktionsweisen, Prinzipien, Vor-u. Nachteile erklärt, hat mir geholfen mich zu entscheiden.
Als Hobby-Putzer von zwei Autos werde ich wohl mir eine Exentermaschine zulegen. Das Risiko Hologramme zu produzieren mit einer Rotationsmaschine (ein Auto ist Metallic Schwarz) ist mir dann doch zu groß.
Super!